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Hilfe, Macht und Ohnmacht

Wir haben täglich damit zu tun, zu helfen und sich helfen zu lassen. „Helfen Sie…“ lesen wir in unzähligen Aufforderungen, meist sind wir dabei nur Helfeshelfer und ermöglichen anderen die Hilfeleistung. Im unmittelbaren Helfen sind wir schon meist etwas unbeholfener, weil wir über Formen und Arten der Hilfe nicht genau Bescheid wissen. Denken wir an die berühmte „Erste Hilfe“, vielleicht haben wir diese einmal in einem Kurs gelernt, aber was ist, wenn wir dem Verunglückten tatsächlich gegenüberstehen? Mir geht es oft so, dass ich mich gar nicht ungern mit einer Spende vom unmittelbaren Helfen „freikaufe“. Helfen erzeugt in meinen Innersten auch eine gewisse Unsicherheit.

Auch als Betroffene in unseren Vereinen und Gruppen schlüpfen wir gerne in die Rolle der Helfer, dazu kommen noch viele andere, seien es Firmen, Fachleute und Professionisten, die ihre Leistung als Hilfe anbieten und oft auch ganz gut verkaufen.

Worüber ich immer wieder zum Nachdenken komme, ist die Art, wie wir selbst und wie andere Hilfe anbieten oder wie generell in unserer Gesellschaft Hilfe angeboten wird.

Unzählige Vereine, Selbsthilfegruppen und Organisationen verstehen ihre Arbeit und ihr Tun als Hilfestellung, aber wozu helfen wir, wer legt die Ziele fest, die „wir“ selbst erreichen möchten? Steckt dahinter nicht oft, dass man sich selber möglichst gut verkauft und darstellt, schmückt man sich nicht gerne mit Zahlen und Fakten, die auf diese geleistete Hilfe hinweist und diese bestens darstellt. In der Hoffnung auf Anerkennung durch andere, Geldgeber, Sponsoren usw. Ebenso oft wird ja eine öffentliche Geldzuwendung von einer möglichst geschickten Darstellung geleisteter Hilfe abhängig gemacht.

Ich weiß, es gelingt mir nicht, Hilfe einfach allgemeingültig zu interpretieren. Ich versuche daher am besten an die zu denken, denen ich helfe bzw. helfen möchte. Warum biete ich Hilfe an? Kenne ich wirklich die Bedürfnisse der Menschen, inwiefern suchen sie Hilfe ?

Liegt es mir daran, meine Gutheit anderen sichtbar zu machen oder mein Selbstwertgefühl zu stützen? Möchte ich damit nicht auch meine Überlegenheit und meine Macht zeigen, die mich als Helfer über dem zu Helfenden stellt? Sei es die Macht des Wissens oder die des Könnens.

Ich glaube, dass wir alle viel zu sehr meinen, immer zu wissen, warum und wie wir helfen. Ich glaube ebenso, dass sehr oft in unserem Tun die Macht im Spiel ist, in dem ich zeige, dass ich im Helfen der Stärkere bin und der andere von mir abhängig ist. Sei es, dass er sonst nicht die Förderungen erhält oder ihm weitere Chancen verwehrt sind.

So gesehen, kann die Macht des Helfens sehr rasch zur Ohnmacht jener Menschen werden, denen wir Hilfe anbieten.

Wirkliche Hilfe setzt für mich voraus, sich auf das gemeinsame Ziel zwischen Helfer und Hilfesuchenden zu besinnen. Hilfe darf niemals schwach machen, abhängig oder „unbeholfen“. Hilfe muss sich zuallererst an der Kraft des anderen ausrichten, selbst den Weg gehen zu können, ich kann als Helfer immer nur ein Begleitender sein, nicht besser, mächtiger oder wissender, sondern nur ein gemeinsam Suchender

meint Ihr

Hans Neuhold