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„Ich habe keine Zeit, ständig behindert zu sein – ich möchte einfach leben“

sagte unlängst ganz spontan ein Behinderter im Rollstuhl in einer Sitzung.

Da habe ich nachgedacht, wie es mir geht, mir und meinen Mitbetroffenen.

Wir neigen doch dazu, unsere Hörbehinderung wie einen Bauchladen vor uns herzutragen, kann sein, dass wir dabei gar nicht merken, dass sich damit auch etwas zwischen mir und den anderen drängt und ein ungewollter Abstand entsteht. Vor mir und meinem Leben steht die Behinderung, fast allgegenwärtig und manchmal übermächtig. Nicht bloß ich stelle meine Behinderung in den Vordergrund, auch die anderen sehen sie in erster Linie und beurteilen mich danach. Vielleicht nicht ohne Grund?

Zwischen mir und den anderen steht die Behinderung wie eine Barriere, ja sie wird zur Barriere auch durch meine Art mein Behindertsein zu leben.

Wir alle wissen, dass eine Behinderung, speziell auch die Hörbehinderung als kommunikatives Hindernis, prägt, dass sie das Leben in vielerlei Dimensionen verändert. Es wäre zum Vorteil, wenn es uns gelingt, diese Veränderung in uns selbst zu be- und verarbeiten, Formen und Verhaltensweise zu entwickeln, um damit umzugehen, uns einzubringen, notwendige Maßnahmen selbstverständlich einzufordern, zu lernen, dass Kommunikation selbst im beschränktem Maße möglich, sinnvoll und schön sein kann, wenn ….. ja wenn ich selbst damit umzugehen weiß.

Wir kreisen um unsere Behinderung oftmals wie Rumpelstilzchen im Märchen „..ach wie gut, dass niemand weiß…“, sie nimmt uns Kraft und Lebensraum, weil sie immer stärker zu sein scheint, als wir selbst.

· Ich denke, im Leben, im lebendig sein, aktualisiert sich die Behinderung zwar als Teil meiner selbst, aber nicht vor und über mir, sondern in mir.

· Ich denke, dass wir einfach mehr leben müssen, um Behinderung zu integrieren.

· Ich denke, dass uns eine Portion mehr Unternehmungsgeist befreien würde, von ständigen Befangensein der gegebenen Hindernisse

· Ich denke, wir müssen im Miteinander die Welt um uns „stimmig“ machen, um nicht ständig behindert zu werden

· Ich denke aber, dass ich in erster Linie Mensch bin, der nicht lebt um behindert zu sein, sondern um des Lebens willen, das auch uns offen steht ….

… weil wir keine Zeit haben, behindert zu sein.

Hans Neuhold