Eingabehilfen öffnen

Nur ein Clown?

Fasching ist angesagt, eine fast verordnete Zeit der Lustigkeit, manchmal werden wir fast davon überfallen. Aber warum nur im Fasching? Und was machen wir mit der Fröhlichkeit nach außen hin oder gar nach Innen?

Ich liebe die Clowns, für mich sind sie mehr geworden, als nur eine Schale, in die man zeitweise schlüpft. Sie deuten auf das Wesen des Menschseins hin.

Im Buch von Johannes Galli „Entdecke den Clown in dir“ steht eine Aussage:

„Clown wird man erst, wenn man keine andere Möglichkeit mehr hat“

Das zeigt mir als Schwerhörigen, Ertaubten oder was auch immer, dass der Clown in mir erst recht da sein kann und soll. Gerade dann, wenn ich inmitten meiner Umgebung als schwer hörender Mensch mein Unvermögen spüre, wenn ich dabei sein möchte und es mir trotz der Hörgeräte, dem Kabelsalat um meinen Ohren und aller technischer Anschlüsse nicht und nicht gelingt.

Dann bin ich irgendwie wütend, aber nebenbei und zugleich könnte es passieren, dass mein Falschverstehen die anderen zum Lachen bringt – was dann? Es könnte sein, dass gerade dadurch ein Funke überspringt zum anderen Menschen, mitten im Lachen. Da wäre jetzt der Clown in mir gefragt, sollte er nicht in den all den Jahren eines Hörbehindertseins völlig verschwunden sein. Kann dieser Clown mitlachen? Kann dieser Clown unsere immer wieder lästige Schwerhörigentechnik als Spiel benutzen, um Lachen zu können? All die unguten Situationen, in denen wir das Lachen einsetzen können, werden gerade dadurch verändert, sie werden ein Spiel zwischen Menschen. Und ein Spiel kann Freude machen.

Die Sprache des Clown ist nicht das, was er tut, es ist die Sprache des Herzens, das was uns bewegt, das tollpatschig Misslungene ist es, was uns die eigenen Grenzen aufzeigt in jenen Lebenssituationen, die man dauernd zu vermeiden sucht. Somit heißt Clown sein, die hohe Kunst des Scheiterns zu beherrschen.

Clown sein ist eine Stimmung, in die man hineinspringen muss. So wenig wie man schrittweise eine Schlucht überspringen kann, so wenig kann man seinen eigenen Clown schrittweise erreichen, ein frisch gewagter Sprung – dann ist er da.

Viele meinen, ein Clown ist nur etwas Gespieltes und vergessen dabei eben auf das Spiel. Warum lachen wir über den Clown? Weil ihm so vieles danebengeht – wie uns selbst.

Möge es Ihnen gegönnt sein, über den schwerhörigen Clown in Ihnen selbst zu lachen, eben deswegen, weil ihm so vieles danebengeht. Immer wieder, jeden Tag und sicherlich nicht nur im Fasching.

Hans Neuhold