Eingabehilfen öffnen

Altersschwerhörigkeit

Wenn auch manche Fachleute meinen, es gäbe eigentlich keine Alterschwerhörigkeit, so  sprechen Statistiken sehr wohl von einer Zunahme der Schwerhörigkeit im Alter.
Wie dem auch immer sei, grundsätzlich wissen wir alle:

Hören ist wichtig

Unser Gehör ist das intellektuellste und sozialste unserer Sinnesorgane.  Der Mensch als soziales Wesen geht mit dem Verlust des Gehörs seelisch zugrunde.
Beim Hören (wie auch beim Sehen) handelt es sich um „umweltbezogene“ Fähigkeiten.

Beim Hören in erster Linie um die Wechselwirkung mit der sozialen Umwelt. Das Hören kann als Fernsinn bezeichnet werden, der es möglich macht, Informationen über Ereignisse in der näheren und ferneren Umgebung wahrzunehmen: Alarmierung, Orientierung, Emotionale Empfindungen (Stimmen, Menschen, Botschaften..), Kommunikation und die Begegnung mit anderen....

Unser Ohr arbeitet rund um die Uhr, ist ständig wachsam, liefert uns wichtige Informationen aus dem jeweiligen Umfeld und aktiviert unser Gehirn.

Unser Gehör liefert somit die Voraussetzung für eine Beziehung unter Menschen, denn „ohne die Stimme zu hören erfahren wir nur einen Teil dessen, was uns mitgeteilt werden soll“

Unser Hören bestimmt in vieler Hinsicht unser gesamtes Leben

Gerade im älter werden findet der Mensch Ruhe und Gelegenheit, sich der Begegnung mit anderen zu widmen und sich in Gesprächen auszutauschen. Der ungezwungene Plausch am Stammtisch und im Kaffeehaus, das Treffen mit FreundInnen, ein Vortrag über Hobbys oder Inhalte, die einem schon lange beschäftigen, kleine und größere Reisen, die man gerne mit anderen genießt. Man findet Zeit, sich mit den Sorgen und Bedürfnissen der Kinder und Kindeskinder auseinanderzusetzen und ist ein gesuchter Partner, der eben Zuhören kann. 
Das setzt aber voraus, dass das Gehör funktioniert und so die Kommunikation mit Menschen ohne große Anstrengung ermöglicht.
Denn mit jeder Einschränkung im Hören beginnt ein Rückzug aus der Welt der Gemeinschaft, man fühlt sich als Partner beschränkt und empfindet sich nicht mehr ernst genommen. Stückweise wird die bisher erlebte Welt verloren, Unsicherheit tritt ein, wenn die immer lautloser werdende Umgebung keine Signale mehr zulässt, die der Warnung und eigenen Sicherheit dienen.

Was versteht man unter Altersschwerhörigkeit?

Altern – verstanden als eine Vielzahl von normalen Rückbildungsvorgängen, welche die Anpassungsfähigkeit und Reservekapazitäten im psychosozialen und medizinisch-biologischen Bereich zunehmend einschränken - weist im Ablauf erhebliche individuelle Unterschiede auf, die zu einem sehr unterschiedlichen Leidensdruck führen können.

Altersschwerhörigkeit (=Presbyakusis) wird daher nach dem Ausschließungsprinzip bestimmt: Liegt ab einem gewissen Alter  (ca. ab 60 Jahren) eine an beiden Ohren gleichermaßen betreffende dauerhafte Schwerhörigkeit im Innenohr vor, welche die hohen Frequenzen betrifft und können andere Ursachen ausgeschlossen werden (z.B. Lärmtrauma, Infektion, Folgen von Sucht, u.dgl.), dann kann die Schwerhörigkeit als eine altersbedingte Schwerhörigkeit eingestuft werden.
Fast jeder Alternde wird irgendwann einmal (für ihn und andere erkennbar) von einer Verschlechterung beim Hören und Sehen betroffen sein. Während die  Verordnung einer Brille toleriert wird, landen Hörgeräte sehr rasch in der Schublade. Erst wenn erhebliche Störungen erreicht werden, Gespräche nicht mehr verfolgt werden können, Orientierungsstörungen eintreten, ist man bereit Hilfen anzunehmen. Das kann aber schon zu spät sein.

Die Höreinbussen im Alter berühren vor allem zwei Aspekte:

a)    die lautsprachliche Kommunikation mit anderen Menschen ist behindert:

Man hört zwar noch einiges, aber man versteht nicht mehr. Die Äußerungen der anderen werden als undeutlich und schwer verständlich beschrieben. Das Verstehen erfordert eine hohe Konzentration und es müssen alle sonstigen Informationen (Kontext, Lippenbewegungen, Gesichtsausdruck, Körperhaltung...) herangezogen werden. Dennoch ist zu befürchten, falsch zu verstehen und wiederum falsche Antworten zu geben. Man meint, Schwerhörige können das doch sagen, aber das mangelnde Selbstbewusstsein und die (Un)geduld des Gesprächspartners setzen hier Grenzen. Diese schwierige Lage schwerhöriger Menschen lässt sich dadurch kennzeichnen, dass sie im Gespräch gegen grundlegende Gesprächs-Regeln verstoßen.

Die Regel der Anknüpfung sagt, dass Gesprächsbeiträge aufeinander bezogen sein sollten und die Regel der Sparsamkeit fordert, sprachliche Mitteilungen so kurz wie möglich zu halten. 
Schwerhörige verstoßen meist gegen eine dieser Regeln: Fragt ein Schwerhöriger nach, um sicherzustellen, dass er verstanden hat, verstoßt er gegen die Sparsamkeit und macht vielleicht den Gesprächspartner ungeduldig. Versucht er aber nur mit dem Gehörten und den Zusatzinformationen zu verstehen, so entsteht die Gefahr, nicht richtig zu verstehen und falsche Antworten zu geben. Damit werden Alltaggespräche mühsam und der Schwerhörige zieht sich erschöpft und frustriert aus weiteren ähnlichen Kommunikationsvorgängen zurück.
Somit greift die Schwerhörigkeit tief in die Lebenssituation ein. Soziale Kontakte, Partnerschaften und Freundschaften sind belastet. Freizeitaktivitäten werden aufgegeben. Schwerhörigkeit wird zur Bedrohung des Selbstwertgefühls. Gerade die Folgen der Schwerhörigkeit im Erwachsenenalter sind nicht selten psychosomatische Beschwerden, Depressionen und Selbstwertkrisen.

b)    die Orientierung in der Welt der Laute ist eingeschränkt

Es ergeben sich Schwierigkeiten, eine Situation als akustisches Umfeld zu erfassen.  Alltägliche Hintergrundgeräusche, wie der surrende Kühlschrank, spielende Kinder im Hof, Türklingel und Telefon verschwinden. Im Straßenverkehr ergeben sich Un-sicherheiten, das Herannahen von Autos und Fahrräder wird nicht oder zu spät gehört. Die Fähigkeit, sich im Raum zu orientieren und Geräuschquellen zu lokalisieren, verringert sich. Auch die emotional-ästhetischen Zusammenhänge von Musik, Klängen, sprachliche Darstellungen können kaum mehr als solche empfunden werden. Aufgezwungene Stille tritt ungewollt an ihre Stelle.

Was sagt die Statistik?
Höreinbussen sind die häufigste chronische Einschränkung, die mit dem Alter verknüpft ist. Etwa ein Drittel aller über 65jährigen ist davon betroffen, Männer (32,5%) stärker als Frauen (26,7%). Englische Studien berichten von 36,8% Schwerhörigen bei den 61-70jährigen, dies steigt bei den 71-80jährigen auf 60,2%. Ein nicht unerheblicher Teil (17%) klagt über Ohrgeräusche (Tinnitus). Besonders bei Heimbewohnern ist die Schwerhörigkeit ausgeprägter, es wird geschätzt, dass 45-75% davon mittlere bis schwere Hörverluste aufweisen. 
Insgesamt ist die audiologische Rehabilitation (hörbedingte Wiederherstellung) im Alter problematisch, in einer amerikanischen Studie wird der Versorgungsgrad mit Hörgeräten nur mit 25% angegeben und nur etwa die Hälfte der älteren Hörgerätebesitzer nutzen die Geräte täglich und ganztägig. Auch in Österreich ist es nicht anders.


Was kann getan werden?
Schwerhörigkeit im Alter ist nicht durch vorbeugende Maßnahmen zu verhindern. Es können somit nur Rehabilitationsmaßnahmen angewendet werden, nämlich die
Anpassung von Hörgeräten.
Zwar ist ein „normales“ Hören mit Hörgeräten nicht möglich, dennoch bleiben Hörgeräte die einzige Chance und Möglichkeit einer Hilfe.

Der gemessene Hörverlust ist aber nicht der einzige Faktor bei der Beurteilung der Schwerhörigkeit, das Ausmaß der Beeinträchtigung ist immer von der Lebenssituation und dem Bewältigungsverhalten abhängig.
Ein großer Teil der älteren Menschen unterschätzt den eigenen Hörverlust, sie vergleichen oft mit anderen Behinderungen und meinen, selbst noch gut dran zu sein („Sei froh, dass du nicht blind bist“ und „Sei froh, dass du nicht alles hörst“).
Andererseits gewöhnen sie sich an den meist schleichenden Hörverlust und passen sich an. Sie vermissen verloren gegangene Eindrücke vorerst gar nicht.
Das hat natürlich Konsequenzen: Wer keine Hilfe braucht, sucht sie auch nicht, viele gehen daher zu keinem HNO-Arzt und wollen auch kein Hörgerät. Und selbst wenn sie eines hätten, würden sie es kaum oder gar nicht tragen.

1.    Hörgeräte – Bewältigung und Nutzen

Zuallererst ist ein Besuch beim HNO-Arzt unumgänglich, nur er kann feststellen, welche Art der Schwerhörigkeit vorliegt und andere Ursachen ausschließen. Danach folgt in vielen Fällen die Verordnung von Hörgeräten.
Nur eine frühzeitige Hörgeräteversorgung ermöglicht, dass für den Betroffenen die Kommunikation und seine soziale Integration erhalten bleibt.  
Eine zu späte Hörgeräteversorgung kann zu Degenerationsprozessen führen, erschwert eine Rehabilitation, durch die über längere Zeit reduzierte Aktivierung des zentralen Nervensystems kann es auch zum teilweisen Ausfall der zentralen Sprachverarbeitung führen. 
Ein wesentliches Problem ist die Handhabung der Hörgeräte, insbesondere bei Sehschwäche und Problemen mit der Feinmotorik (Hände). Viele ältere Menschen geben in Bezug auf geringe Verwendung der Geräte vor allem  den unzureichenden Nutzen der Geräte an. Auch eine Aufpreiszahlung bei der Hörgeräteanschaffung ist für Menschen mit geringen Einkommen ein Problem, sie müssen sich demnach mit den einfachsten Hörgeräten zufrieden geben.
Das Trageverhalten stabilisiert sich nach etwa 6 Monaten, jene Personen, die Hörgeräte häufig nutzen, profitieren davon auch am meisten und kommen damit auch am besten zu recht (Gewöhnung!). Auch die Ermutigung (ohne Zwang!) durch das soziale Umfeld spielt eine große Rolle, wenn auch die Zufriedenheit eher von der Person und von den technischen Problemen mit dem Gerät abhängen.
Daher spielen der Prozess der Hörgeräteanpassung und die realistische Einschätzung der Hörgeräte eine wesentliche Rolle. 

Das „unsichtbare“ Hörgerät: Auch ältere Menschen meinen oft, ihr Hörgerät soll auf keinem Fall sichtbar sein. Aber Schwerhörigkeit nimmt man zuerst aufgrund der schwierigen Kommunikation wahr, egal ob man Hörgeräte sieht oder nicht. Zudem ist es vom Vorteil, wenn Hörgeräte sichtbar sind, damit sich andere eher auf einen besseren Umgang im Gespräch einstellen können. Maßgeblich ist letztlich nur, inwieweit das jeweilige Hörgerät den besten Nutzen bringt und nicht der kosmetische Gesichtspunkt.

Die Entscheidung zwischen einem Im-Ohr-Gerät (IO) oder einem Hinter-dem-Ohr-Gerät (HdO) muss immer von der Leistung und der bestmöglichen Handhabung und Hilfestellung her entschieden werden. Bei Versorgung mit HdO-Geräten spielt die gut angepasste Otoplastik (Ohrpassstück) eine große Rolle. Generell sind HdO-Geräte leistungsstärker, leichter bedienbar, besser zu reinigen und haben zudem alle Möglichkeiten für die Verwendung von Zusatzhilfen. 

Funk- und Fernsteuerung, Automatik: Auch bei digitalen, automatischen und mehrkanaligen Hörgeräte muss sicher gestellt sein, dass Hörgeräte in verschiedenen Kommunikationssituationen auch unterschiedlich genutzt werden können. Daher sollten Fernsteuerungen und manuelle Einstellungen auch bei den vollautomatischen Geräten möglich sein. Eine Funksteuerung kann eine große Hilfe bei fehlender Motorik sein.  „Kein Hörgerät ist so intelligent wie sein Träger und entscheidend ist immer das subjektive Empfinden des Betroffenen“.

Zusatzhilfsmittel, Induktion: Auf einen Audioeingang (bei allen HdO-Geräten vorhanden) ist zu achten, ebenso soll eine leistungsfähige IndukTionsspule vorhanden sein, um die immer mehr vorhandenen diesbezüglichen Hilfsmittel und Höranlagen in öffentlichen und privaten Räumen zu nutzen. Hier sind die IO-Geräte eindeutig im Nachteil. Generell sollte bei einer Versorgung schon die Verwendung späterer Hilfsmittel mit gesehen werden, wie: Audioeingang, Induktion, Funksysteme, Verbindungen mit externen Mikrofonen, Richtmikrofone, usw.....

Hörtraining und Hörtaktik: Während und im Zuge der Anpassung sind dem Betroffenen auch erste Anleitungen zu einem Hörtraining zu geben und es ist ihm klar zu machen, dass er auch mit dem Hörgerät eine Hörtaktik entwickeln muss, um selbst die Kommunikation zu verbessern. Unter Hörtaktik versteht man die Strategien, die der Schwerhörige anwendet, um sein Hörvermögen in der Kommunikation mit seiner Umgebung optimal zu nutzen. Dazu kommen mit dem Hörgerät, die Gewöhnung an die veränderten akustischen Verhältnisse hinsichtlich Klangfarbe und Lautstärke, die Gewöhnung an den alltäglichen Umgebungslärm.
Das Hören mit dem Hörgerät – vor allem bei einer späten Versorgung – entspricht nicht immer den bisher gewohnten akustischen Klangbildern im Hörbahnsystem. Es muss also vielfach neu erlernt werden. Besonders die neu dazukommenden Klänge, Töne und Geräusche.
Derartige Leistungen des zentralen Hörbahnsystems sind aber trainierbar und  bedürfen einer Unterstützung im Rahmen eines Hörtrainings (Differenzieren und Erkennen von Geräuschen, Verstehen von Sprache, Wörtern und Silben, Erkennen eines Signals, Sprache oder spezielle Geräusche, Störgeräusche, Richtungshören).
Ein Hörtraining führt zu einer Verbesserung der Sprachwahrnehmung und zu einer vergrößerten Akzeptanz der Hörgeräte. Eine gute Hörtaktik erleichtert dem Schwerhörigen ebenso den Umgang mit seiner Umgebung.

Ratschläge für Angehörige und Betreuer:

 

- Erklären Sie Betroffenen den Sinn eines Hörgerätes, üben sie keinen Zwang aus
- Wesentlich ist, dass der Betroffene schon in der Probephase einen positiven Effekt
mit Hörgeräten verspürt, ansonsten raten Sie zu anderen Geräten
- Begleiten Sie Betroffene bei der Hörgeräteanpassung, lernen Sie selbst mit dem
Gerät umzugehen (Batteriewechsel, Programmschaltungen, Reinigung…)
- Üben Sie mit dem Betroffenen, indem Sie ihm z.B. von der Seite kurze Ausschnitte aus einer     Zeitung vorlesen
- Fordern Sie nicht Leistungen ein, die erst langsam erreichbar sind


Ratschläge für die Betroffenen selbst:

 

- Haben Sie Mut, möglichst rasch ein Hörgerät zu probieren, wenn Sie oder andere Ihre Schwerhörigkeit bemerken
- Haben sie keine Scheu, verschiedene Hörgeräte zu probieren, Sie haben das Recht, jedes Hörgerät mindestens 4 Wochen gratis zu testen. Entscheiden Sie sich nicht voreilig.
- Nur Sie als Betroffener können entscheiden, welche Geräte für Sie vom Nutzen sind, denken sie auch an die spätere Nutzung von Zusatzhilfsmittel
- Erproben Sie ihre Hörgeräte in allen möglichen Situationen Ihres Alltags, achten sie auf die einfache Handhabung der Geräte
- Gehen Sie öfters zu Ihrem Akustiker, wenn Sie bemerken, dass Töne und Geräusche fremd oder zu laut klingen oder Sie in gewissen Situationen weiterhin nicht verstehen, das kann meist durch weitere Einstellungen gelöst werden
- Sagen sie es ruhig ihren Mitmenschen, dass Sie ein Hörgerät tragen, nur so können sich die anderen auf Sie einstellen
- Hörgeräte sind keine Schande, so wie auch Ihre Brille helfen sie Ihnen  „dazugeHÖREN“

 
2.    Der Umgang mit Schwerhörigen

Die Belastung durch Hörprobleme im Alter kann durch verschiedene Methoden und Unterstützungen zwar nicht gelöst, wohl aber gemildert werden.  
Gerade weil Hören die wesentlichste Grundlage jeder Kommunikation ist, kann die Bewältigung einer Schwerhörigkeit nur von beiden Seiten realisiert werden – nämlich durch ein hörtaktisches Verhalten des Schwerhörigen (auf Schwerhörigkeit hinweisen, Raumpositionen, um Wiederholung bitten, Hörgeräte sichtbar tragen, Gesichtabsehen, kein Verstehen vortäuschen u.a.) und das Berücksichtigen wichtiger Regeln im Umgang mit Schwerhörigen (nicht von hinten ansprechen, Nebengeräusche meiden, langsam und deutlich sprechen, nicht schreien, geduldig bleiben, das Gesicht zuwenden, u.a.).

Das soziale Umfeld (Partner, Angehörige, Pflegepersonal…) kann eine Hilfe bei der Bewältigung von Problemen sein, aber auch eine Quelle von Belastungen, wenn emotionale Bedürfnisse unterschätzt werden und es um bloßes Hören geht.  Gutgemeinte Ratschläge, die nicht auf das Bedürfnis der Person eingehen, haben negative Aspekte. Die Akzeptanz der Hörprobleme ist besonders schwierig, weil Höreinbussen eine Bedrohung für das Selbstwertgefühl sind, daher auch die starke Tendenz der Verleugnung. Die Reaktion der Umgebung ist dabei von großer Bedeutung. Wird das Hörproblem vom Betroffenen ständig verleugnet, löst dies bei Freunden und Angehörigen Ärger und Frustration aus. Häufig wird auch mit Unverständnis reagiert (Das wird doch möglich sein! Du willst ja nicht hören!). Das wird vom Betroffenen als zusätzliche Belastung erlebt.
Entgegenkommendes Verhalten wird nicht immer akzeptiert: Einerseits gelingt die Unterstützung durch andere nicht immer im selben Ausmaß, andererseits empfindet der Betroffene die Unterstützung oft als Bedrohung und Einschränkung seiner Selbstständigkeit.

Eine Unterstützung durch andere bleibt eine „Gratwanderung zwischen Stützung und Kränkung“. Dabei gilt: Je enger die Beziehung, umso größer ist der Einfluss der Hörprobleme auf die Beziehung. Partner finden die dauernd notwendige Unterstützung als Belastung, daher ziehen sich Betroffene zurück, möchten nicht als  Last empfunden werden und sich selbst Frustrationen ersparen. Angehörige versuchen dagegen häufig auf den Betroffenen einzuwirken, dass endlich Maßnahmen - wie z.B. eine Hörgeräteanschaffung – ergriffen werden.

3.    Raumakustik

Gerade weil Nebengeräusche Gespräche mit Schwerhörigen enorm behindern, sollten für die Kommunikation Räume gewählt werden, die einen geringen Nachhall aufweisen. Glatte Wände, Böden und viel Glas sind extrem hallig und machen eine Kommunikation schwierig. Sowohl private als auch Räume in Heimen sollten daher raumakustisch gedämmt sein bzw. werden.

4.    Telefonbenützung und Alarmierung

Gerade ältere Menschen möchten mit ihren Angehörigen und Freunden auch  telefonischen Kontakt halten. Wenn dies aufgrund der Schwerhörigkeit nicht mehr gelingt, gibt es eine Reihe von zusätzlichen Hilfsmitteln und spezielle Telefonapparate, die im Zusammenwirken mit gut angepassten Hörgeräten neue Möglichkeiten schafften. Dadurch wird die Selbstsicherheit und die Eigenständigkeit gefördert.  Ebenso gibt es eine Vielzahl von Weck- und Alarmierungsgeräten, mit denen ältere Menschen ihre Selbständigkeit bewahren können.

5.    Höranlagen

Höranlagen in privaten Räumen (z.B. im Wohnzimmer für Fernsehen) oder in den diversen Aufenthalts- und Versammlungsräumen in Seniorenheimen sind eine weitere große Hilfestellung für ältere Schwerhörige. Am ehesten eigenen sich dafür so genannte Induktionsanlagen, die ohne Zusatzgeräte mit dem eigenen Hörgerät nutzbar sind. Es ist lediglich auf das Induktionsprogramm umzuschalten. Allerdings ist  dies nur mit HdO-Geräten möglich!. 
Eine Induktionsspule im Hörgerät ermöglicht heute schon in vielen öffentlichen Einrichtungen (Informationsbüros, Vortragsräume, Banken, Theater, Kino usw.) ein besseres Verstehen. Im Zuge des Behindertengleichstellungsgesetzes werden in den nächsten Jahren noch viele solche Höranlagen errichtet werden.
Für spezielle Bedürfnisse gibt es auch Funksysteme mit sehr kleinen, am Hörgerät ansteckbaren Empfängern. Voraussetzung dafür ist ebenso ein HdO-Gerät mit einem Audioeingang. Solche Systeme sollten vor einem Kauf ausreichend getestet werden.

6.    und ohne Hörgeräte?

Es gibt Situationen (Bettlägerigkeit, Untersuchungen, zu späte Versorgung…), bei denen ein Hörgerät keine Hilfe mehr bewirkt. Aber selbst in diesem Fall kann man auf so genannte „Kommunikatonsgeräte“ (Kopfhörer in Verbindung zu einem Mikrofon) zurückgreifen, die einen Hörkontakt ermöglichen. Solchen Geräte können ebenso in Verbindung mit einer bestehenden Induktionsanlage eingesetzt werden.

7.    Hilfen für Heime und Pflegepersonal:

In Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen sollten nicht bloß notwendige raumakustische und raumtechnische Maßnahmen getroffen werden, sondern auch das Personal ausreichend über den Umgang mit Schwerhörigen sowie über den Einsatz technischer Hilfen unterrichtet werden. 

Schlussbemerkung:

Das Thema Alterschwerhörigkeit wird uns voraussichtlich alle einmal persönlich oder im Zusammenhang mit Angehörigen betreffen. Altersschwerhörigkeit beeinträchtigt eben nicht nur die Hörgeschädigten selbst, sondern immer auch deren Familien, Freunde und Betreuungspersonal, die nach Möglichkeiten einer gelingenden Kommunikation suchen.
Mit dem Hören ist zwangsläufig das „DazugeHÖREN“ verbunden und dafür lohnt es sich alle Chancen – gerade im Älterwerden - zu nützen.


Verwendete Literatur:
Clemens Tesch-Römer, Schwerhörigkeit im Alter, Belastung, Bewältigung, Rehabilitation, Median-Verlag 2001, Buchreihe audiologische Akustik Bd.3

Zusammenstellung und Bearbeitung: Hans Neuhold im Jahre 2011

Österreichische Schwerhörigen Selbsthilfe ÖSSH
Tel: 0681 / 207 470 56
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. 
Homepage: www.oessh.or.at