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Nur was sich ändert, bleibt…

 

 

 

Vielen Menschen mag es ein berechtigtes Anliegen sein, dass alles so bleibt, wie es ist. Bedingt doch jede Veränderung eine Auseinandersetzung, eine gewisse Neuorientierung, um sich wiederum zurecht zu finden.

 

Damit sind aber oftmals nur jene Veränderungen gemeint, die uns von außen her zufallen, z.B. in der Gesellschaft und Politik, im Berufsleben, in Familie, Freundeskreis usw.

 

Es muss nicht immer Trägheit sein, warum wir möglichst wenig Veränderungen wünschen, sondern dahinter steht wohl die Verunsicherung, auf etwas Neues zuzugehen, deren Ausgang wir noch nicht kennen.

 

Es gibt auch die Veränderungen unseres Körpers, die wir täglich beobachten und feststellen. Wir können diese annehmen oder mit ihnen hadern, übertünchen und versuchen, sie möglichst unsichtbar zu machen. Dennoch bleiben sie bestehen und verändern sich weiter. Dass sich von Zeit zu Zeit unser Denken und unsere Sichtweisen verändern, betrachten wir meist als unsere Leistung, sowohl im Lernen und Erfahren als auch als Notwendigkeit, sich den Gegebenheiten anzupassen.

 

Trotz allem sind Veränderungen eine Grundlage dafür, dass etwas Bestand hat und die Zeit überdauern kann. Das ist meiner Meinung nach mehr als das, was wir unter Anpassung verstehen, denn dies wäre ja nur ein passives Hinnehmen ohne gestaltendes Eingreifen und eine solche Anpassung erzeugt mit Sicherheit einen Leidensdruck und stumpfe Ergebenheit.

 

Meist wünschen wir Veränderungen von anderen Menschen oder unserer Umgebung und Gesellschaft. Solches Verhalten drückt aus, dass ich selbst gleich bleiben, mein Prestige erhalten, meine erreichte Anerkennung bewahren möchte. Und natürlich auch meine Forderungen an die Gesellschaft, mein Haben-wollen und die selbstverständliche Unterstützung meiner Bedürfnisse.

 

In diesem Sinne besteht nach wie vor große Angst vor Veränderungen, die mich persönlich betreffen, Angst vor dem Altern, Angst etwas abzugeben, Angst eine führende Rolle zu verlieren und Angst, sich selbst engagieren zu müssen.

 

In Zeiten wie diesen erleben wir auch als Hörbehinderte, dass manche gewohnte Förderungen nicht mehr eintreffen und dass wir plötzlich selbst unser Leben und unsere Behinderung gestalten müssen. Das mögen Veränderungen sein, die Angst machen, aber vielleicht sind sie auch eine Chance, andere Wege begehbar zu machen.

 

Veränderungen sind unser Leben, Leben heißt Veränderung und ist daher immer eine Herausforderung. Demnach sind Veränderungen nicht einfach hinzunehmen, sondern gestaltend zu bewältigen. Alles, was Bestand haben soll, muss sich verändern und in diesem Sinne erneuern. Starrsinn und ein krampfhaftes Festhalten an Gegebenheiten ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

 

Zum Leben und zur Bereitschaft der Veränderung gehört Gelassenheit, Vertrauen und Hoffnung. Damit geben wir den Veränderungen notwendige Inhalte und Sinn. Wie es der verstorbene Dichter und tschechische Präsident Václav Havel so prägnant ausdrückt: „Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht der Glaube, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

 

Ich wünsche Ihnen Allen Freude an Veränderungen

 

Hans Neuhold